Einen Stein im Brett haben
Wenn Sie bei jemandem einen Stein im Brett haben, dann haben Sie ganz gute Karten. Denn das bedeutet, dass Sie dieser Person sympathisch sind.
Mehrere Steine im Brett: ein Backgammon-Spiel
Im 14. Jahrhundert saßen zwei Ritter, nennen wir sie Siegfried und Kunibert, im Schatten einer Linde. Sie tranken Wein und spielten ein Brettspiel mit Würfeln, das so ähnlich aussah wie unser heutiges Backgammon. Für das Spiel gab es mehrere Namen: Wurfzabel, Trictrac oder auch Puff. Puff? Dieses Wort hat doch eine andere Bedeutung, denken Sie sich jetzt vielleicht. Tatsächlich nennt man ein Bordell auch Puff, weil dieses Spiel früher oft in solchen Etablissements gespielt wurde. Aber das ist eine andere Geschichte. Wir bleiben lieber bei Siegfried und Kunibert unter der Linde. Siegfried hatte mehr Glück und Geschick beim Spielen, er konnte seine Steine besser platzieren als Kunibert. Er hatte also einen „guten Stein im Brett“. Kunibert, völlig chancenlos, verlor das Spiel, schwang sich auf sein Pferd und ritt beleidigt davon.
Lieblingsspiel im Mittelalter
Hintergrund
Der Spielstein
Stein heißt die Spielfigur, weil sie früher tatsächlich oft aus Stein gefertigt wurde. Auch andere harte Materialien wie Kristall wurden verwendet. Auch als die Figuren später aus Holz gemacht wurden, behielten sie den Namen Stein.
Ob sich diese Geschichte jemals so zugetragen hat, wissen wir natürlich nicht. Was wir aber wissen ist, dass die Redewendung „Einen Stein im Brett haben“ sich tatsächlich von dem Brett- und Würfelspiel ableitet, das im Mittelalter sehr beliebt war. Erstmalig belegt ist die Redewendung in Johann Agricolas Sprichwörtersammlung von 1529. „Ich hab eyn guten steyn im brette“, schrieb er. Im 17. Jahrhundert dichtete Christian Hofmann von Hofmannswaldau: „Ich hab den besten Stein in meiner Liebsten Brett“. Wer also einen guten Stein in jemandes Brett hat, der ist für diese Person so wichtig wie der beste Stein im Spielfeld und kann gewiss mit deren Sympathie rechnen.